Zeitzeugenbesuch

Am Tag nach dem 75. Jahrestag der Befreiung des KZ Auschwitz gedachten auch die Schülerinnen und Schüler des WG 12 dieser dunkelsten Stunden der deutschen Geschichte,  
 

die ihnen eindrücklich mithilfe des Zeitzeugen Alois Bushart aus Epfendorf nähergebracht wurden.

Der 1929 geborene Regionalhistoriker, der seine Erinnerungen und Familiengeschichte in seinem 2018 erschienenen Buch „Opa, erzähl…!“ dokumentiert hat, nahm die interessierten Jugendlichen und ihre Lehrerin Linda Mühlberger mit auf eine Reise in die Vergangenheit, wie es nur jemand kann, der über die Ereignisse, die es zu beleuchten gilt, aus erster Hand berichtet. Ganz nach der Devise „Wir sind die Letzten, also fragt uns!“ stand Herr Bushart allen Fragen Rede und Antwort. Seine Schilderungen der Ereignisse begann er mit der Frage, die auch die Schülerinnen und Schüler unsagbar beschäftigte: „Wie konntet ihr nur?!“ Ohne die Verantwortung der breiten Masse und des Einzelnen zu schmälern, erläuterte Herr Bushart die Indoktrination der Kinder und Jugendlichen während des Nationalsozialismus und die Gräuel, die aus dem Glauben an Hitler und seine Weltanschauung erwuchsen.

Eindringlich berichtete er von Lebensmittelmarken und der Rationierung, die auch an der familieneigenen Bäckerei nicht spurlos vorüberging. Verwunderung rief – bei der damaligen Bevölkerung wie auch bei den Jugendlichen heute – hervor, dass die Oberndorfer Mauserwerke erst im Januar 1944 durch alliierte Bomberverbände angegriffen wurden. Das Bild der im Verband über Oberndorf hinwegdonnernden B-17 Flying Fortress sei eine der Erinnerungen, die ihn bis heute beeindrucken und faszinieren: ein bebender und vibrierender Boden, ein dröhnender Lärm und der Formationsflug, bei dem es so schien, als berührten sich die Tragflächen gekoppelt mit dem Wissen um die tödliche Bombenfracht rufe bis heute unbeschreibliche, gemischte Gefühle bei ihm hervor. Die Schülerinnen und Schüler fragten ihm, wie erhofft, „Löcher in den Bauch“ und kein Thema zwischen Nürnberger Rassegesetzen, der Deportation Rexinger Juden, Frontberichten der auf Heimaturlaub befindlichen Soldaten, dem KZ auf dem Heuberg, dem Erkennen des nationalsozialistischen Unrechtsregimes bis hin zur Ankunft der französischen Truppen in Epfendorf an Hitlers Geburtstag 1945 wurde ausgespart.

Wir hoffen, ihn nicht zum letzten Mal, als Beitrag zur Erinnerungskultur, die durch die letzten verbliebenen Zeitzeugen lebendig erhalten wird, an unserer Schule begrüßt haben zu dürfen.